InFocus - Ausgabe 2, Oktober 2015 

Im Fokus

 

Interview mit Dr. Marc Giovannini

Dr. Marc Giovanni vom Institut Paoli-Calmettes in Marseille, Frankreich, spricht mit InFocus über die UEGW, mögliche Synergieeffekte zwischen EUS und ERCP sowie über künftige Entwicklungen bei diesen beiden Verfahren.

Leiter der medizinisch-chirurgischen Abteilung für gastrointestinale Onkologie

  •   über 20 Jahre Erfahrungen mit EUS und ERCP
  •   1,500 EUS and 800 ERCP cases p.a.
  •   etwa 1.000 wissenschaftliche Publikationen
  •   Schwerpunkte: EUS und ERCP bei Pankreaskarzinomen, neuroendokrinen Tumoren und hepatozellulären Karzinomen
  •   internationaler Berater von PENTAX Medical, COOK Medical, Taewoong Medical und Mauna Kea Technologies

wichtige Funktionen:

  • Leiter von Euro EUS (2008–2013)
  • Einzelmitglied des Verwaltungsrats der Europäischen Gesellschaft für Gastroenterologie, ESGE (seit 2010)
  • Chefredakteur der Zeitschrift „Endoscopic Ultrasound“ (seit 2012)

 

PENTAX Medical: Marc, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch genommen haben! Meine erste Frage: Was sind Ihre größten Erwartungen an die UEGW 2015 und was erwarten Sie insbesondere im Bereich der Gallen-Pankreas-Behandlung?

Marc Giovannini: Da ich in die Behandlung des Pankreaskarzinoms sehr involviert bin, interessiere ich mich in erster Linie für alle neuen Erkenntnisse über diese verheerende Krankheit. Ich interessiere ich mich auch für neue Therapien, zum Beispiel für chirurgische Verfahren und Radiochemotherapien sowie für alternative Behandlungsverfahren wie die Radiofrequenzablation von Pankreastumoren.

Beim EUS wünsche ich mir vor allem, dass die Rolle der EUS-FNA besser definiert wird und dass ebenso klarer bestimmt wird, was zu tun ist, wenn die Biopsie keine eindeutigen Ergebnisse liefert: Wie ist der Patient in einem solchen Fall zu behandeln? Diese Frage ist heute ganz wichtig. Und welches ist die beste Nadel für die EUS-FNA? Wann reicht eine zytologische Befundung aus? Wann brauchen wir einen histologischen Befund?

Für die ERCP, die man kaum vom therapeutischen EUS losgelöst betrachten kann, stellt sich die Frage ähnlich: Welches ist die beste Technik, wenn die ERCP nicht sofort zum Erfolg führt? Ist es die PET/CT? Ist es die EUS-gestützte Gallendrainage? Ich denke, hier benötigen wir einfach noch mehr randomisierte Studien.

PENTAX Medical: Worin liegen aus Ihrer Sicht als Experte und engagierter Lehrer die wichtigsten Synergieeffekte der sich einander ergänzenden Felder des EUS und der ERCP?

Marc Giovannini: Wie bereits gesagt, sollten diese Verfahren nicht voneinander getrennt werden. Ich denke, es ist ein großer Fehler zu glauben, die ERCP zu beherrschen, sei ausreichend. Zukünftig wird es darauf ankommen, beide Techniken, ERCP und therapeutischer EUS, zu erlernen und zu beherrschen.

Es ist ein großer Vorteil, wenn man zum Beispiel bei einer erfolglosen ERCP mit dem therapeutischen EUS weiterarbeite kann: einfach das Endoskop wechseln, um dann eine EUS-gestützte Gallendrainage, ein Rendezvous-Verfahren, eine Choledochoduodenostomie oder auch eine Hepatogastrostomie durchzuführen, ganz wie Sie wollen. Alles im selben Raum, unter ein und derselben Anästhesie – und damit bei verringertem Cholangitis- und Infektionsrisiko und mit weniger Antibiotika, aber mit höherem Patientenkomfort und in besserer Qualität. Ein Team, das in der Lage ist, beide Techniken am selben Tag durchzuführen, wird künftig äußerst gefragt sein. Schließlich ist es das, was dem Patienten am besten dient.

PENTAX Medical: Welche Entwicklungen wird es in nächster Zukunft mit größter Wahrscheinlichkeit im Bereich von ERCP- und EUS-Verfahren geben?

Marc Giovannini: Die Zukunft des EUS wird zunehmend in Richtung Therapie gehen, so viel ist sicher. Dabei denke ich an Verfahren wie die kombinierte Drainage des Gallengangs und die Gastroenteroanastomose, zum Beispiel bei Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom mit doppelt stenosiertem Duodenum, aber auch an therapeutische Eingriffe, wie zum Beispiel Radiofrequenzablation und die Anwendung von Target-Therapien.

In den kommenden Jahren wird es mit Sicherheit mehr Behandlungsoptionen für die lokale Ablation geben, zum Beispiel die Radiotherapie und -frequenztherapie. Künftig wird es in möglicherweise auch eine Kombination von EUS-gestützten Nanotherapien für Gallen- und Pankreaskarzinome geben.

Allerdings sehe ich bei der ERCP selbst keine großen Entwicklungen – hier geht es eher um Details beim therapeutischen Zubehör, beispielsweise um ein breiteres Spektrum an Stents in Verbindung mit Chemotherapien. Wichtig allerdings wird die Cholangioskopie sein, da der Zugang zu den Gängen neue Behandlungsoptionen eröffnen wird.

PENTAX Medical: Was schätzen Sie an den Produkten von PENTAX Medical im Bereich Galle/Pankreas am meisten?

Marc Giovannini: PENTAX Medical bietet den Vorteil, die wahrscheinlich beste EUS-Ausrüstung bereitzustellen. Damit hat man eine sehr gute Sicht und kann genau ansteuern.

Aber wie ich schon sagte, wird es mehr und mehr in Richtung lokale Therapien gehen. Damit ist es wohl an der Zeit, dass die Unternehmen insgesamt enger miteinander kooperieren, auch mit den Ärzten. Zusammenarbeit wird eine größere Rolle spielen. PENTAX Medical sollte mit anderen Unternehmen, einschließlich Pharmafirmen, zusammenarbeiten, um mehr Target-Lösungen unterstützen (oder sogar bereitzustellen). Und dazu wird es möglicherweise hilfreich sein, Arbeitsgemeinschaften zu bilden, in denen Ärzte, also Onkologen, Pathologen und Endoskopiker, gemeinsam mit Pharmaunternehmen und Herstellern von Endoskopen und Zubehör an einem Tisch sitzen. Ziel könnte es sein, Protokolle für lokale Therapien von Pankreaskarzinomen zu erarbeiten oder durch die Kombination allgemeiner und lokaler Tumortherapien Verbesserungen anzustreben.

Ich denke, so wird die Arbeit der Zukunft aussehen. Man wird nicht mehr für sich allein arbeiten, um ein gutes Produkt auf dem Markt zu haben, sondern man wird die zugrunde liegende Technologie auch breit nutzen, nicht nur für diagnostische Zwecke. Hier hat PENTAX Medical schon viel getan, zum Beispiel mit der Entwicklung des schlanken EUS-Endoskops. Nun sollten Sie stärker Bereich der Therapie tätig werden – dort warten die nächsten großen Aufgaben.

PENTAX Medical: Haben Sie vielen Dank für Ihre Einschätzungen! Es hat uns wie immer sehr gefreut, mit Ihnen zu sprechen. 

 

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu unserem Newsletter haben, schreiben Sie bitte einfach an das Redaktionsteam: newsletter.emea@pentaxmedical.com

 

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