InFocus - Ausgabe 1, Juni 2015 

Neues aus der Wissenschaft

 

Qualität in der Koloskopie: Wie misst man sie in der Praxis?   

Von Ankie Dirrix-Reumkens und Silvia Sanduleanu, Maastricht University Medical Center, Niederlande

Die Koloskopie ist das am häufigsten durchgeführte endoskopische Verfahren in der Medizin. Sie wird zur Diagnose von Erkrankungen im Verdauungstrakt, zur Früherkennung von Kolorektalkarzinomen und zur Kontrolle genutzt. Vor Kurzem wurden von der American Society for Gastrointestinal Endoscopy (ASGE)1 und der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE)2 aktualisierte Leitlinien veröffentlicht, deren Ziel es ist, noch besser über Qualitätskriterien der Koloskopie zu informieren und deren Umsetzung in der Praxis zu fördern. Es wird angestrebt, ein evidenzbasiertes Richtwertsystem für alle Qualitätskennzahlen3,4 zu entwickeln. 
Mehr über die Leitlinien der ESGE und ASGE erfahren Sie hier:

Im Folgenden möchten wir die wichtigsten Studien zum Thema „Qualität in der Koloskopie“ kurz bewerten und aktuelle internationale Empfehlungen zusammenfassen.

Was müssen wir überwachen?

Qualitätskriterien vor der Koloskopie: Die Qualität und Effektivität der Koloskopie hängt – unabhängig von der Indikation – entscheidend von der Qualität der Darmvorbereitung ab. Um das Reporting stärker zu vereinheitlichen, wird die Verwendung validierter Referenzmaßstäbe empfohlen, zum Beispiel des „Boston Bowel Preparation Score“ oder der „Ottawa Bowel Preparation Scale“. Aktuelle klinische Studien legen nahe, dass die Verwendung niedrig dosierter Abführmittel in zwei Stufen (am Vorabend und am Morgen vor dem Verfahren) die bestmögliche Kombination aus angemessener Darmvorbereitung, Patientenzufriedenheit und geringster Störung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts darstellt1,2.

Qualitätsmessung bei der Koloskopie: Es hat sich gezeigt, dass eine sorgfältige Untersuchung und eine längere Rückzugszeit mit einer höheren Adenom-Erkennungsrate verbunden sind, wodurch das Risiko für Kolorektalkarzinome sowohl bei Frauen als auch bei Männern sinkt. Für Bevölkerungsgruppen mit durchschnittlichem Erkrankungsrisiko wird als Minimalziel eine Adenom-Erkennungsrate von ≥ 25 % empfohlen1. Alle identifizierten Adenome sollten entfernt werden und ≥ 90 % sollten einer histologischen Untersuchung unterzogen werden. Die Zäkum-Intubationsrate sollte bei allen Koloskopien im Rahmen der Darmkrebsvorsorge bei ≥ 90 % liegen. Die Rückzugszeit sollte überwacht werden und bei Koloskopien im Rahmen der Darmkrebsvorsorge ohne Befund bei ≥ 6 Minuten liegen.

Qualitätskriterien nach der Koloskopie: Unerwünschte Ereignisse müssen erkannt und dokumentiert werden. Leider liegt die Dunkelziffer bei unerwünschten Ereignissen wie Intervall-(Postkoloskopie-)Kolorektalkarzinome, Perforationen, Blutungen, kardiorespiratorische Probleme und Mortalität sehr hoch1,2. Die Expert Working Group on Interval CRC des Colorectal Cancer Screening Committee der World Endoscopy Organization hat kürzlich eine standardisierte Nomenklatur für kolorektale Intervallkarzinome vorgeschlagen, um die Einheitlichkeit bei der Überwachung und im Reporting solcher Ereignisse bei Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen zu verbessern5.

Welche Rolle spielt die bildoptimierte Endoskopie in der Praxis?

Hochauflösende (HD) Koloskope verfügen über eine dreimal höhere Pixeldichte als Koloskope mit Standardauflösung (SD). Darüber hinaus birgt die bildoptimierte Endoskopie (image-enhanced endoscopy, IEE), die eine Optimierung sowohl der Farben, der Helligkeit als auch des Kontrasts ermöglicht, das Potenzial, die In-vivo-Charakterisierung von Läsionen zu verbessern6,7. So finden sich im kürzlich veröffentlichten „SCENIC Consensus Statement on Surveillance and Management of Dysplasia in Inflammatory Bowel Disease“ evidenzbasierte Kriterien für eine Anwendung von IEE in der Praxis. Für die Überwachung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wird empfohlen, die HD-Koloskopie der SD-Koloskopie vorzuziehen. Darüber hinaus wird beim Einsatz der HD-Koloskopie die Chromoendoskopie eher befürwortet als die Weißlicht-Endoskopie8. Die Leitlinie wurde bereits von vielen gastroenterologischen Fachgesellschaften weltweit bestätigt. Im nächsten Schritt gilt es, dem großen Bedarf an Fortbildungen für die Anwendung von IEE nachzukommen. Vielversprechende neue Ergebnisse von Chalifoux et al9. haben gezeigt, dass Ärzte in der Ausbildung an einem HD-Koloskop eine höhere Adenom-Erkennungsrate erreichen als mit SD-Koloskopen. Fortschrittliche endoskopische Technologien werden zu einer Conditio sine qua non für unsere tägliche Praxis.

Mehr über die Leitlinie der ESGE für fortschrittliche Bildgebung für die Detektion und Differenzierung kolorektaler Neoplasien:

Sehr zu empfehlen ist auch die Lektüre der kürzlich im UEG Journal veröffentlichten „Survey of Digestive Health across Europe“. Diese interessante Studie hat den Einfluss von Erkrankungen des Verdauungstrakts auf die Sterblichkeit, Morbidität und Lebensqualität in Europa untersucht und dabei die Gesundheitskosten und andere wirtschaftliche Faktoren sowie die Organisation und Bereitstellung von Dienstleistungen im Bereich Gastroenterologie in Europa beurteilt.

 

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Quellenangaben:

1 Rex DK, Schoenfeld PS, Cohen J, Pike IM, Adler DG, Fennerty MB, et al. Quality indicators for colonoscopy. Gastrointestinal endoscopy. 2015 Jan;81(1):31-53. PubMed PMID: 25480100. Epub 2014/12/07. eng.

2 Kaminski MF, Hassan C, Bisschops R, Pohl J, Pellise M, Dekker E, et al. Advanced imaging for detection and differentiation of colorectal neoplasia: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Guideline. Endoscopy. 2014 May;46(5):435-49. PubMed PMID: 24639382. Epub 2014/03/19. eng.

3 Rizk MK, Sawhney MS, Cohen J, Pike IM, Adler DG, Dominitz JA, et al. Quality indicators common to all GI endoscopic procedures. Gastrointestinal endoscopy. 2015 Jan;81(1):3-16. PubMed PMID: 25480102. Epub 2014/12/07. eng.

4 Cohen J, Pike IM. Defining and measuring quality in endoscopy. Gastrointestinal endoscopy. 2015 Jan;81(1):1-2. PubMed PMID: 25480098. Epub 2014/12/07. eng.

5 Sanduleanu S, le Clercq CM, Dekker E, Meijer GA, Rabeneck L, Rutter MD, et al. Definition and taxonomy of interval colorectal cancers: a proposal for standardising nomenclature. Gut. 2014 Sep 5. PubMed PMID: 25193802. Epub 2014/09/07. eng.

6 Neumann H, Fujishiro M, Wilcox CM, Monkemuller K. Present and future perspectives of virtual chromoendoscopy with i-scan and optical enhancement technology. Digestive endoscopy : official journal of the Japan Gastroenterological Endoscopy Society. 2014 Jan;26 Suppl 1:43-51. PubMed PMID: 24373000. Epub 2014/01/01. eng.

7 Basford PJ, Longcroft-Wheaton G, Higgins B, Bhandari P. High-definition endoscopy with i-Scan for evaluation of small colon polyps: the HiSCOPE study. Gastrointestinal endoscopy. 2014 Jan;79(1):111-8. PubMed PMID: 23871094. Epub 2013/07/23. eng.

8 Laine L, Kaltenbach T, Barkun A, McQuaid KR, Subramanian V, Soetikno R. SCENIC International Consensus Statement on Surveillance and Management of Dysplasia in Inflammatory Bowel Disease. Gastroenterology. 2015 Mar;148(3):639-51 e28. PubMed PMID: 25702852. Epub 2015/02/24. eng.

9 Chalifoux SL, Rao DS, Wani SB, Sharma P, Bansal A, Gupta N, et al. Trainee participation and adenoma detection rates during screening colonoscopies. Journal of clinical gastroenterology. 2014 Jul;48(6):524-9. PubMed PMID: 24440932. Epub 2014/01/21. eng.

10 Anderson P, Dalziel K, Davies E, Fitzsimmons D, Hale J, Hughes A, et al. Survey of digestive health across Europe: Final report. Part 2: The economic impact and burden of digestive disorders. United European gastroenterology journal. 2014 Dec;2(6):544-6. PubMed PMID: 25436111. Pubmed Central PMCID: PMC4245305. Epub 2014/12/02. eng.

11 Farthing M, Roberts SE, Samuel DG, Williams JG, Thorne K, Morrison-Rees S, et al. Survey of digestive health across Europe: Final report. Part 1: The burden of gastrointestinal diseases and the organisation and delivery of gastroenterology services across Europe. United European gastroenterology journal. 2014 Dec;2(6):539-43. PubMed PMID: 25452850. Pubmed Central PMCID: PMC4245304. Epub 2014/12/03. eng.

12 Park WG, Shaheen NJ, Cohen J, Pike IM, Adler DG, Inadomi JM, et al. Quality Indicators for EGD. The American journal of gastroenterology. 2015 Jan;110(1):60-71. PubMed PMID: 25448872. Epub 2014/12/03. eng.

13 Adler DG, Lieb JG, 2nd, Cohen J, Pike IM, Park WG, Rizk MK, et al. Quality indicators for ERCP. Gastrointestinal endoscopy. 2015 Jan;81(1):54-66. PubMed PMID: 25480099. Epub 2014/12/07. eng.

14 Wani S, Wallace MB, Cohen J, Pike IM, Adler DG, Kochman ML, et al. Quality indicators for EUS. Gastrointestinal endoscopy. 2015 Jan;81(1):67-80. PubMed PMID: 25480097. Epub 2014/12/07. eng.

 

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