InFocus - Ausgabe 4, Oktober 2016 

Im Fokus

 

Die Zukunft endoskopischer Leistungsmessung

Einführung: Prof. Matthew Rutter

  • Facharzt der Gastroenterologie, Universitätsklinik North Tees
  • Professor der Gastroenterologie, Universität Durham
  • Zahlreiche Publikationen und weltweite Vorträge über Qualität in der Endoskopie, kolorektal Karzinom-Screening und Krebsüberwachung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
  • Mitautor zahlreicher nationaler und internationaler Richtlinien für Polypen-Screening, Koloskopie-Screening bei Krebs und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Koloskopiequalität und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.
  • Klinik-Direktor, Darmkrebsvorsorge-Zentrum Tees
  • Vorsitzender des Qualitätsverbesserungskomitees der European Society of Gastrointestinal Endoscopy
  • Vorsitzender der Evaluierungsgruppe, Nationales Darmkrebsvorsorge-Screening-Programm

 

PENTAX Medical: Lieber Matt, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Können Sie als Vorsitzender des QIC-Komitees der ESGE und führender Autor von „The European Society of Gastrointestinal Endoscopy Quality Improvement Initiative: developing performance measures” erklären, warum die Entwicklung von Leistungsmessungen in der Endoskopie so wichtig sind? Wie wird dieses Projekt in den verschiedenen Ländern mit den jeweils sehr unterschiedlichen Gegebenheiten im Gesundheitswesen umgesetzt?

Prof. Matthew Rutter: Ich glaube mit voller Überzeugung an die Wichtigkeit, unseren Patienten in der täglichen Endoskopiepraxis qualitativ hochwertige endoskopische Untersuchungen anbieten zu können. Zehn Millionen Menschen unterziehen sich in Europa jährlich endoskopischen Untersuchungen. Die Endoskopie ist der entscheidende Diagnosetest für luminale Pathologie und bietet ein wachsendes Feld an therapeutischen Möglichkeiten. Hochwertige Endoskopie liefert bessere Gesundheitsergebnisse; leider wissen wir, dass es in den Kliniken aktuell noch erhebliche Abweichungen in Hinblick auf die Qualität der durchgeführten endoskopischen Untersuchungen gibt. Die European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) und United European Gastroenterology (UEG) haben die Vision, eine gut funktionierende Gemeinschaft mit Endoskopieleistungen in ganz Europa zu schaffen und mit dem Ziel zusammenzuarbeiten, eine qualitativ hochwertige, sichere, genaue, patientenorientierte und zugängliche Endoskopiepflege anbieten zu können. Einer der grundlegendsten Schritte hierfür ist es, die Qualität der täglichen Endoskopie zu steigern.

Die Entwicklung der wichtigsten Leistungsmessungen ist der erste Schritt zu dieser Vision. Leistungsmessungen sind Messungen, die eingesetzt werden, um die Leistung oder den Aspekt eines Dienstes zu beurteilen. Sie setzen einen Qualitätsrichtwert für Endoskopiker und Endoskopiedienste und bilden einen wichtigen Bestandteil der Qualitätsverbesserung. Die Messungsleistung und das Einrichten von Mindest- und Zielstandards innerhalb dieser Messungen schaffen einen Anreiz für Verbesserungen und gestatten es auch den Nutzern dieses Dienstes, die Qualität für sich selbst zu beurteilen. Mit diesen verbesserten Kenntnissen können sie bessere Entscheidungen treffen und weitere Anreize für Verbesserungen im Gesundheitswesen schaffen.

PM: Denken Sie, dass die Leistungsmessungen in der Zukunft landesweit offen publiziert werden? Wenn ja, wo liegen die Vorteile und Risiken? Werden die Patienten in der Lage sein, diese Ergebnisse zu interpretieren und ihre Entscheidung zu treffen?

MR: Auch wenn offene Publikationen definitiv mögliche Vorteile bieten, können sie unbeabsichtigt Schäden verursachen, wenn nachlässig damit umgegangen wird. Zum Beispiel, wenn Daten zugänglich und damit Fehlinterpretationen oder unangemessenen Vergleichen ausgesetzt sind. Folglich müssen sowohl die Vorteile als auch die Risiken einer offenen Publikation abgewogen werden. Es müssen deutliche Erklärungen über die Relevanz der Messungen und Abweichungen angegeben werden. Die Bereitstellung in einer anonymisierten oder zusammengefassten Form (Service Level) kann einige dieser möglichen Probleme geringhalten. Es ist wichtig, dass die Leistungsmessungen primär benutzt werden, um Bereiche festzustellen, in denen Verbesserungen vorgenommen werden können. Soweit sich dies auf die Leistung des Endoskopikers bezieht, muss es in einer sensiblen und unterstützenden Weise geschehen. Ziel sollte es dabei sein, die Leistung zu verbessern und nicht etwa, jemanden abzustrafen.

PM: Wo sehen Sie die Rolle der Industrie beim Beitrag zur Erhebung von Leistungsmessungen in der Endoskopie? Spielen Innovation und Fortbildung eine große Rolle?

MR: Die Technologie kann bei vielen Teilen einer qualitativen Verbesserung in der Endoskopie helfen. Beispielsweise werden die Koloskopie-Ausbildung und ständige Verbesserung der Kompetenzen bedeutend erweitert durch den Einsatz magnetischer Endoskopie-Bildtechnologie, die für eine bessere Erkenntnis über die komplexe Dynamik der Wechselwirkung des Kolonoskops und des mobilen Kolons während des Einführens sorgt und eine schnellere und bequemere Intubation gestattet. Zugleich ermöglicht die Nutzung hochauflösender Geräte und verbesserte Bildgebungstechniken eine genauere Charakterisierung von Läsionen.

PM: Was sind Ihre größten Erwartungen für die UEGW in Bezug auf die Wissenschaft?

MR: Ich denke, die UEGW ist eine ausgezeichnete Veranstaltung. Ich freue mich, an den aktuellen Präsentationen teilzunehmen und erfahren zu können, was gleich um die Ecke geschieht – es sind immer einige sehr kluge und innovative Ideen dabei. Ein ganz besonders spannendes Thema in der Gastroenterologie der letzten Jahre ist für mich jedoch der zunehmende Trend in Richtung erhöhte Qualität, größerer Umfang, internationale Forschungszusammenarbeit und sorgfältige Analyse immer größerer Datenbanken zur Beantwortung einiger grundlegenden Fragen, die wir uns in der Endoskopie stellen. Zu diesem Zweck wird für die Entwicklung zunehmend nützlicher, evidenzbasierter Klinikrichtlinien eine Plattform angeboten, die uns wiederum dabei helfen sollte, unseren Patienten eine qualitativ noch hochwertigere Pflege zu bieten.

PM: Können Sie uns etwas über Ihre Präsentation beim PENTAX Medical Expert Dinner erzählen?

MR: Ich möchte persönliche Reflexionen über das Zusammenspiel von endoskopischen Technologien und Endoskopieverfahren anstellen und eine Reihe praktischer Tipps geben, wie Endoskopiker ihre Kompetenzen verfeinern und eine qualitativ hochwertigere Patientenpflege anbieten können.

 

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu unserem Newsletter haben, schreiben Sie bitte einfach an das Redaktionsteam: newsletter.emea@pentaxmedical.com

 
 

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